Mehr als 10.000 Besucher konnte der Nachtwächter bislang begrüßen

Zehntausendster Besucher beim Rundgang

Erst musste sie mittelalterliche „Folter“ bzw. Ehrenstrafe über sich ergehen lassen, dann wurde sie als zehntausendste Teilnehmerin an den Linner Nachtwächterrundgängen geehrt: für die Physiotherapeutin Vanessa Dymek ein bemerkenswerter Abend. Zur Belohnung erhielt sie einen Pranger in Kleinformat, der nun einen Ehrenplatz in ihrer Physiotherapie-Praxis einnehmen wird.

Seit acht Jahren zieht der Linner Nachtwächter Heinz-Peter Beurskens mit seinen Besuchern nun von September bis April durch das mittelalterliche Burgstädtchen. Die Einnahmen gehen an die Linner Museen und an Kindergärten. Insgesamt wurden schon weit über 60.000 € für das Museum und verschiedene Kindergärten erzielt. In dieser Saison konnten schon insgesamt 890 Besucher an dem Rundgang teilnehmen, auch das ist ein Rekord! Möglich wurde dieser erneute Rekord, weil zu den Rundgängen in der Gaststätte „Em Kontörke“ deutlich mehr  Besucher kommen.

„Diese Besucherzahlen sind uns eine große Freude, aber auch Ansporn, die Zahlen weiter zu übertreffen ,“ meint Heinz-Peter Beurskens.. „Vielleicht schaffen wir dann auch die zehntausend Euro an Spendenreinerlös in einer Saison“, hofft er.

„Ohne die Mitarbeit vieler Linner wäre dieses tolle Ergebnis nicht möglich gewesen, denn nur durch sie sind die Nachtwächterführungen so außergewöhnlich und deutschlandweit einmalig,“ dankt Beurskens den Mitspielern. Dies gilt insbesondere für die wackeren Hausfrauen Monika Cleven und Martina Müller und den Polizisten Peter Machel, die ihre Freizeit für die gute Sache opfern. Er dankt auch der historischen Feuerwehr, die beim Kinderrundgang ebenso wie der Kurfürst Horst Isbert und die Linner Landsknechte den Rundgang zu einem besonderen Erlebnis machen. Nicht zuletzt erwähnt er auch noch den Schuster Karl-Heinz Ritzler, der ebenfalls dazu beiträgt, dass sich die Teilnehmer noch lange an den Rundgang erinnern.

Zu dem großen Erfolg trägt auch die gute Ausstattung mit Hellebarden, Laternen und natürlich den „Folterinstrumenten“ Halsgeige und Pranger bei. Demnächst soll auch noch eine Halskrause dazu kommen. Dies alles führte dazu, dass die Führungen weit über Krefeld hinaus bekannt sind. Auch der Bischof von Burundi liess sich schon durch Linn führen.

Zusammen mit Karl-Hermann Horster wird der Nachtwächter weiter durch Linn gehen, um neue alte Anekdoten zu sammeln und in Geschichten einzubetten.

„Dann glauben auch Teilnehmer, die schon mehrfach mitgegangen sind, dass es für sie wie beim ersten Mal ist,“ schmunzelt Beurskens. Er schätzt, dass sein Repertoire nun schon für fünf Stunden Geschichten reicht.

Hilfsnachtwächterin mit Halsgeige

Halsgeige für widerspenstige Frauen

Künftig kann der Linner Nachtwächter Heinz-Peter Beurskens, ein weiteres mittelalterliches Folterinstrument den Teilnehmern präsentieren: die berüchtigte Halsgeige.

Hobbyschreiner Thomas Bömer aus Neuss hat ihm dieses Instrument gefertigt, das auf einer Vorlage aus dem Deutschen Kriminalmuseum beruht. „ Damit wurden Frauen, die gegenüber ihren Männern widerspenstig waren, gefügig gemaccht,“ erläutert Beurskens. Da dies auch heute noch gelegentlich vorkommen soll, sieht er hier schmunzelnd Einsatzmöglichkeiten für seine künftigen Rundgänge. „Auf das ebenfalls übliche Dachabdecken werden wir aber wohl verzichten,“ meint er weiter. Thomas Bömer will ihm auch noch die früher ebenfalls häufig verwendete Halskrause fertigen.“ Dann habe ich ein nettes Repertoire an Folterinstrumenten für meine Führungen,“ freut sich Beurskens. Beide Instrumente gehörten früher wie der Pranger zu den sogenannten „Ehrenstrafen“. Thomas Bömer will er demnächst den Titel „Hoflieferant des Linner Nachtwächters“ verleihen. Seine Führungen sind ohnehin wegen der Beteiligung vieler Linner deutschlandweit einmalig und dann noch attraktiver. Da wieder viele neue Geschichten dazu gekommen sind, empfiehlt sich auch eine wiederholte Teilnahme.“ Ich habe jetzt Geschichten für fast fünf Stunden, so dass jede Führung ohnehin anders ist“, erläutert er weiter.